Tipp. Ausstellung. Zwei Bücher und das Jahr 2024 geht zu Ende.
Hej Samantha,
"Hitzewelle in Paris. Nachts liegen die Menschen schlaflos in verschwitzten T-Shirts unter ihren Zinkdächern. Soll man nicht besser die Klimaanlage anschalten? Oder macht das alles noch schlimmer? Und was ist eigentlich mit dem billigen T-Shirt, das über Tausende Kilometer nach Europa geschafft wurde? Der Autor bekommt Panik, will den Temperaturen und seinem schlechten Gewissen entfliehen. Er macht sich auf nach Porquerolles. Doch auch die Insel ist nicht länger unberührt, sondern ein überlaufenes Touristenziel. Im Sommer ist das Wasser knapp. Die ikonische Plage d’Argent wird von den Einheimischen nur noch »Bakterienstrand« genannt – wie in einem Prozess der umgekehrten Alchemie wird aus Schönheit Schmutz, aus Silber Dreck."
Dies stammt nicht von mir. Es ist der Anfang des Klappentextes des neuen Buchs von Nikolaj Schultz, mit dem Titel Landkrank. Es ist 13:36Uhr, ich sitze im schönen Saal der Akademie der Künste, noch 24 Minuten bis die Mittagspause auf dem Bauwelt Kongress mit dem Thema „Geht’s noch?“ endet und die Vorträge weiter gehen. Ich kenne einige andere Gäste vom Sehen, niemanden wirklich. Es ist Freitag und den ersten Tag Konferenz habe ich vollständig verpasst.
Meine Erinnerung der kürzlich vergangen Zeit beginnen, mit dem Mittwoch an dem der Salon „besser geht’s immer“ stattgefunden hat. Der Abend war toll - wir waren zu neunt und was soll ich sagen, ich war ganz beseelt danach. Vielen Dank nochmal an jeden einzelnen der dabei war. Der Austausch hat mich genährt. Der nächste Salon wird im Februar stattfinden. Gleichzeitig war der Mittwoch auch der Tag an dem Trump wieder gewählt wurde. Ich war ziemlich aus der Bahn geworfen. Der Gedanke daran, dass etwas weniger als die Hälfte der Menschen auf der Erde in einer Demokratie leben, ca. 8% davon in einer „richtigen“ und trotzdem hiervon die Mehrheit sich für rechten Populismus, Ausschluss von Schutzsuchenden, gegen Klimaschutz und aus meiner Sicht für Egoismus ausspricht, trifft mich unerwartet hart. Und das nicht nur in den USA. Europa wählt nicht groß anders. Seit diesem Mittwoch fühle ich mich gespalten. Zwischen „jetzt erst recht“ und ich bin müde. Müde und erschöpft das Gleiche zu wiederholen, zu argumentieren. Ich könnte auch einen Job machen, der mir einfach nur Spaß macht. Etwas mit Möbeln vielleicht. Mein neuster Gegenstand der Begierde ist der brutalistische Stuhl mit Armlehnen von Rainer Daumiller aus den 70ern, auf Ebay für 250€ zu erstehen. Da glitzern mir die Augen und ich spüre große Freunde beim Anblick dieses dollen Designs.
Es geht weiter beim Bauwelt Kongress. Nikolaj Schultz habe ich leider verpasst. Er ist Soziologe, forscht an der Universität in Kopenhagen. Gemeinsam mit Bruno Latour hat er das Buch „Zur Entstehung einer ökologischen Gesellschaft“ publiziert. Ich fand den Titel vielversprechend, an den Inhalt erinnere ich mich noch dunkel, nur das Gefühl von Unverständnis und einer kleinen Enttäuschung wirkt nach. Das neue Buch Landkrank ist völlig anders geschrieben und ich freue mich drauf es zu lesen. Ich melde mich zurück, wie es war.
Was mich ebenfalls sehr freut, war die Vorstellung der Projekte des Kopenhagener Architekten Søren Pihlmann. Im Prinzip arbeitet er im Bestand und nutzt alles, was er findet, aus alten Trägern werden beispielsweise Treppenstützen und Tische. Ich bin ganz begeistert. Besonders hängen geblieben ist mir die Antwort auf die Frage der Moderatorin wie er mit Ablehnung von Ideen, Schwierigkeiten im Prozess und Verhinderern umginge. Pihlmanns Antwort:
"You just have to be persistent, the others will get tired and give up, and then you'll get what you want."
Der Bauwelt Kongress oder das, was ich davon mitbekommen habe, war wirklich bereichernd, ganz im Gegenteil zum Klimafestival für die Bauwende, in der Woche davor - das was ich gehört habe war vorwiegend ernüchternd und eher zermürbend.
Vielleicht liegt es an den Kopenhagener Köpfen, vielleicht waren die Augen nur etwas schmutzig und brauchten eine klare Waschung. In jedem Fall fühlt sich der Moment besser an als die Letzten.
Der Text oben geschrieben von Samantha.
Wir melden uns im nächsten Jahr zurück, wünschen allen eine tolle Zeit, besondere Momente und schmackhaftes Essen. Denkt dran - wir haben es besonders gut. Teilt.
Mathias und Samantha, die den Stuhl jetzt im Schlafzimmer stehen hat - um Klamotten drauf zu werfen.
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