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Von guten Nachrichten hin zur Soziokratie, Kühen und Kritik. Bücher, Events und Ausstellungen.

New York hat einen neuen Hoffnungsträger als Bürgermeister gewählt, wir haben ein ganz besonderes neues Projekt dazu bekommen, das letzte Tischgespräch war überdurchschnittlich weiblich und seit letztem Montag organisieren wir uns soziokratisch. Das waren die guten Nachrichten - soweit ich mich erinnere. Es ist doch einiges passiert in den letzten Wochen.

Dienstags haben wir nach dem Mittagessen unseren "CheckIn": Wie geht es allen, was steht an, welche Projekte laufen, wer braucht Unterstützung. Moderation und Projektreihenfolge wechseln wöchentlich. Neu ist, dass wir am Ende nicht nur sagen, was gut war, sondern das "Delta" benennen – was besser laufen könnte. Ganz nach dem soziokratischen Prinzip der ständigen Verbesserung.

Das ist der schwierigste Punkt bisher: Selbst intern, im kleinen vertrauten Kreis, fällt es nicht leicht, Verbesserungsvorschläge zu machen oder schlicht Kritik zu äußern. Wir neigen dazu, hervorzuheben, wie super der Termin schon wieder war. Hilft halt nur nicht so richtig.

Das Thema Soziokratie 3.0 beschäftigt uns intern schon länger. Es ist eine Form der Unternehmensführung ohne klassische Hierarchie, in der alle Beteiligten in unterschiedlichen Themenkreisen durch Konsent mitentscheiden. Konsent bedeutet: Eine Entscheidung wird getroffen, wenn es keine schwerwiegenden Einwände mehr gibt – nicht erst, wenn alle dafür sind. Ebenso gilt: "Tue, was nötig ist – und lass weg, was nur Energie kostet". Moderator:innen stellen sicher, dass alle einen etwa gleichen Redeanteil haben und ihre Bedenken äußern können. Insgesamt folgt Soziokratie dem Prinzip: "Good Enough for Now & Safe Enough to Try". Die einzelnen Teams übernehmen klare Verantwortung für bestimmte Unternehmensbereiche wie Business Development oder Controlling. Alles folgt der Überzeugung ständiger Verbesserung. Unternehmensthemen sind grundsätzlich transparent – es sei denn, es gibt einen belastbaren Grund dagegen. Wir sind gespannt, wie das mit den Einwänden läuft.

Was mich zum Titelbild bringt. Und dem Thema, das mich vorletzte Woche eigentlich beschäftigt hat. Die Verschwendung von 2.900 lebenden Kühen, die aus Uruguay per umgebautem Schiff in die Türkei gebracht wurden und dann wochenlang wegen fehlender Dokumente im Hafen standen und nicht ausgeladen wurden. Der Frachter war bereits auf dem Rückweg nach Uruguay. Es folgten Tage ohne Radarsignal im Mittelmeer und nun die Nachricht, dass die überlebenden Tiere in Lybien ausgeladen wurden. Wir haben alle genug Vorstellungskraft, um zu ahnen, wie tief die Kühe nach 60 Tagen in ihren eigenen Exkrementen stehen, etwa 300 Tiere haben den Hafen nicht lebend erreicht. Das ist absurd und pure Verschwendung von Ressourcen – abgesehen vom unnötigen Leid.

Erschreckend, aber es ist schlicht billiger, die Tiere lebend in die Türkei zu bringen, anstatt tiefgefroren. Diese Art von Lebendtiertransporten über Wochen findet jeden Tag statt.

Auch die Tagesschau hat berichtet, wie viele andere Nachrichtensender. Die Politik äußert sich nicht und unternimmt auch nichts, obwohl viele Gesetze in diesem speziellen Transport nicht eingehalten wurden. Bei mir kommt das Gefühl auf, dass solche Fälle gerne nicht gesehen, nicht gehört und nicht angesprochen werden. Einige haben den Fall auf Instagram gepostet, ich auch und auf LinkedIn - ohne jegliche Resonanz (Danke Johanna, Soblono und Mathias für 3 Likes). Aber dafür hatte ich sehr viele Profilbesucher. Ich habe Frank Walter Steinmeier, dem Landwirtschaftsminister Alois Rainer, der Deutschen Umwelthilfe und Pamela Anderson geschrieben. Und natürlich den spanischen Behörden - wegen eines Online-Aufrufs. In der Hoffnung, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und um mehr Druck auszuüben, damit doch noch ein Land eingreift. Positiv formuliert wurde ich ignoriert. Aber immerhin ist das Schiff nicht auf dem Atlantik verschwunden. Was wohl nicht an meiner nächtlichen E-Mailaktion lag.

Ich kam mir dabei durchaus etwas verrückt vor.

Es scheint nicht so einfach zu sein, zwischen Hetze, Polarisierung, "gefallen wollen", Einwände benennen und Kritik äußern den richtigen Weg für Verbesserung zu gehen. Was ist zu viel, was zu wenig? Konstruktiv sollte es sein. Wir werden üben.

In der Soziokratie 3.0 bedankt man sich für Einwände: "Danke, dass du deine Bedenken mit uns geteilt hast". Klingt auch ein bisschen merkwürdig und hat etwas Sektenähnliches. Eine Umformulierung wäre sicher angenehmer. Ich überlege mir etwas.

Animiert zu diesem Thema haben mich nicht nur die 2.900 Kühe, sondern auch ein Buch, das ich im Shop unseres neuen Projekts gefunden habe. "Nichts sagen, nichts sehen, nichts hören". Zu finden unten, in unserer Buchvorstellung.

Anmerkung aus der Redaktion: Zum Zeitpunkt der Versendung des Newsletter hat die Stabstelle von Frank Walter Steinmeier geantwortet und ebenso die Deutsche Umwelthilfe. Nett, ernstnehmend und hilfreich. Und sie haben sich bei mir bedankt!

Mathias war auf der GLCI Konfrenz, ist jetzt noch mehr lean als sonst und wird noch im Dezember berichten.

Grüße Mathias und Samantha

Buch 
Kathrin Röggla

Nichts-sagen.-Nichts-hören.-Nichts-sehen.

»Eine hellwache Beobachterin unserer Gegenwart.« Jury des Else-Lasker-Schüler-Preises 2022  

Beim »Reichsbürger«-Prozess in Frankfurt sitzen die Verfassungsfeinde längst überall im Publikum. An die Wände von Universitäten werden mitten in Deutschland antisemitische Parolen gesprayt. Und über den Klimawandel wird erstaunlich leise gesprochen. Alles ist hyperpolitisch, auch die Kunst. Aber hören wir überhaupt noch zu? Sehen wir die entscheidenden Dinge? Können wir noch miteinander sprechen? Wie immer in ihren Büchern streift Kathrin Röggla als engagierte Zeitgenossin durch unsere Gegenwart. Sie schaut hin, hört zu, befragt die Wörter und riskiert ihre Sätze, um zu neuen Erzählformen zu finden. Denn was in der sogenannten Polykrise auch in Frage steht, sind die Spielräume der Literatur.

Bauweltkongress 2025
02./03.12.

Konzertsaal der Universität der Künste Berlin


kongress.bauwelt.de

Bauwelt-Kongress 2025 „Reserve“

Rücklagen für den Notfall helfen, Krisen einfacher zu überstehen. Vorräte anlegen beruhigt und schafft Gelassenheit. Auf Reserven zurückgreifen zu können, verdanken wir denen, die vor uns die Städte gestaltet haben, Reserven zu hinterlassen, schafft Handlungsspielräume denen, die nach uns kommen – Reserve ist Hoffnung (...).

Buch Werte
Maja Göpel

maja-goepel.de/buecher

Wie können unsere zentralen Werte wieder mehr verbinden als trennen? Wie können sie helfen, mutig Veränderungen zu gestalten und in Krisenzeiten auf Kurs zu bleiben? In fünf kurzen Kapiteln zeigt die Transformationsexpertin und SPIEGEL-Bestsellerautorin Maja Göpel, dass es möglich ist, ins gemeinsame Handeln zu finden. Denn die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Instrumente für eine gerechtere Zukunft und starke Demokratien sind eine verlässliche und zukunftsfähige Grundlage. Die meisten Menschen wollen beim Lösen der Krisen kooperieren, vermuten es im Kreuzfeuer hitziger gesellschaftlicher Debatten nur nicht von den anderen. Auch bei der Frage, was Wohlstand ausmacht, liegen wir viel näher zusammen, als es öffentliche Statements häufig suggerieren. Statt die Gesellschaft weiter zu polarisieren, geht es darum, den Weg für einen zukünftigen Wohlstand gemeinsam auszuhandeln - indem zentrale demokratische Werte wie Chancengerechtigkeit und Transparenz richtig zum Zug kommen.

Ausstellung Rauaufteilungen
Di-Do - 10-15Uhr
Werkbund Galerie Berlin

werkbund-berlin.de

Die Ausstellung zeigt fotografische Arbeiten der Künstlerin, die sich als Momentaufnahmen des Wandels lesen lassen und Position beziehen in der aktuellen architektonischen und stadtpolitischen Debatte um Leerstand, Abriss und Transformation. Dazu zeigt Kay Fingerle Orte des Übergangs in ihren unterschiedlichen Stadien zwischen Nutzung und Vergänglichkeit: von ehemaligen Kaufhäusern, Laboren über Wohnhäuser und Hütten.

 

AEDES Diskussion 

Democratic Design#3 Democracy and Urban Form

Date: Fri., 12.12.2025, 16:30
Place: Aedes, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
Registration: www.eventbrite.de
The event will take place in English. Admittance is free.

To open the Democratic Design exhibition programme, Richard Sennett delivers a keynote on how architecture and urban design shape social life. He examines how the built environment can encourage interaction and strengthen civic participation – questions at the core of Democratic Design. Sennett’s writing, especially his Homo Faber trilogy – The Craftsman (2008), Together (2012) and Building and Dwelling (2018) – has strongly influenced architects and urbanists, shaping their values and approaches to city-making.

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